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AutorenbildElke Schmidt

Ode an ein unscharfes Bild

oder warum es keinen Sinn macht, immer gleich alles wegzuretuschieren



Das Foto habe ich an der baskischen Atlantikküste geschossen. Normalerweise hätte ich es aussortiert.

In den letzten Jahren habe ich mich mehr und mehr von der Poesie unperfekter Fotografien entfernt. Daran ist nicht nur das Fotografiestudium schuld gewesen. Klar, dort habe ich Bildaufbau und Retusche gelernt. Und angefangen, alles Mögliche im Bild wegzustempeln. Und ich konnte nicht mehr "frei" fotografieren, mein Kopf war nicht frei.


Wenn ich meine Sammlung analoger Fotos anschaue, dann ist da ein Bein, was ins Bild ragt, ein verwischter Telegrafenmast oder ein grellen Sonnenreflex auf einer Person.

Und es entsteht vielleicht ein Geschichte im Kopf des Betrachters.

Nun muss man natürlich unterscheiden, ob es sich um Auftragsfotografie handelt oder um ein privates Projekt. Wenn mein Maschinenbauer eine scharf abgebildete Maschine für den Vertrieb benötigt, dann stört ihn die Colaflasche, die da auf der Maschine vergessen wurde. Und die muss dann weg, wenn ich es nicht schon vor Ort gesehen habe. Genauso verhält es sich, wenn ich Portraits von meinen Klient*Innen für ihre Website mache. Da muss klar sein, wer der Wunschkunde meiner Klient*in ist. Das Foto muss unbedingt zu ihr und zu ihrem Thema, ihrer Vision passen und diese ergänzen.


In Zeiten, in der KI immer mehr Eingriffsmöglichkeiten ins Bild bietet, baut sich gerade in mir ein Abwehrhaltung auf. Anstatt endlich mal mit ChatGPT zu experimentieren, schreibe ich meine Texte lieber weiterhin selber und veröffentliche hin und wieder ein Foto, welches ich eigentlich aussortiert habe. Im Übrigen schreiben meine Klientinnen ihre Texte immer selbst. Zusammen schauen wir dann, was wir davon übernehmen und was wir wieder verwerfen.


Dass meine Klient*Innen ihre Texte selbst schreiben, habe ich in dem Moment beschlossen, als mir einmal eine Klientin eine Biografie von sich mitbrachte, die von jemand anderem geschrieben worden war. Es las sich distanziert und unpersönlich. Und meine Websites sollen das Gegenteil von Distanziertheit sein. Mein Anliegen ist es, sie in höchstem Maße persönlich zu gestalten.




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